Der Graue Kapitalmarkt - die Welt der windigen Versprechen
Kaum überwacht und wenig geregelt ist der Graue Kapitalmarkt. Er wird nur von den Gewerbeämtern und nicht von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht beaufsichtigt. Investoren aller Art bemühen sich, Geld aufzubringen, das in häufig nicht einmal näher beschriebene Projekte fließt und angeblich hohe Renditen erwirtschaften soll.
Hohe Versprechungen - niedrige Ergebnisse Bild: Jürgen Hüsmert / pixelio.deBei Geldanlageprodukten, die von Banken vertrieben werden, wie etwa Sparverträge oder Wertpapieranlagen, gelten dagegen klare Regeln: Hier existiert eine Aufsicht durch Behörden. Außerdem gibt es zahlreiche gesetzliche Vorgaben und wirtschaftliche Anforderungen, die Anbieter erfüllen müssen, wenn sie in das Bankgeschäft einsteigen wollen.
Gutgläubigen Anlegern, die in der Hoffnung auf eine ergänzende Altersvorsorge und auf steuerliche Vorteile in geschlossene Fonds und Beteiligungen investieren, gehen jährlich mehrstellige Millionensummen verloren. Die meist im häuslichen Bereich geschlossenen Verträge werden nicht selten vollständig durch Kredite finanziert.
Die falschen VersprechenEine gern genannte Begründung von sogenannten Finanzberatern ist, dass die Zinsen steuerlich geltend gemacht werden können und die Einnahmen aus der angeblich lukrativen Anlage die Kreditrate ausgleichen, sodass eine Kapitalbildung quasi zum Nulltarif erfolge. Verschwiegen wird, dass große Anteile der Beteiligungssummen in die Taschen der Initiatoren und Vermittler fließen. Von daher sind Gewinne für Anleger häufig sehr unrealistisch.
Es geht meist um BeteiligungenWas auf dem Grauen Kapitalmarkt angeboten wird, sind keine normalen "Sparverträge". Ganz im Gegenteil: Im Allgemeinen werden Unternehmensbeteiligungen verkauft. Interessierte sollen sich als "atypisch stiller Gesellschafter", manchmal auch in einer anderen Form, etwa als typisch stiller Gesellschafter oder als Kommanditist an einer Gesellschaft beteiligen. Das heißt: Man wird Mitunternehmer. Und als solcher kann man nicht nur Geld verdienen, sondern es auch verlieren. Es ist das volle Unternehmerrisiko zu tragen, ohne über die Geschäftspolitik entscheiden zu können. Das kann bedeuten, dass das Geld teilweise oder bei einer Pleite des Unternehmens sogar komplett verloren gehen kann. Das wird von den Finanzberatern gerne verschwiegen.
Die FinanzierungDrei Möglichkeiten stehen zur Verfügung: Entweder werden laufende Raten gezahlt. Dann müssen Anleger überlegen, ob Sie auch auf längere Sicht in der Lage sein werden, die Rate zu tragen. Zu bedenken ist, dass sich im Laufe der Zeit die Lebensverhältnisse erheblich ändern können. Manche Anlagen laufen zwanzig Jahre und länger, was kaum zu überschauen ist.
Variante 2: Die Beteiligung wird als einmaliger Betrag aus dem Ersparten gezahlt. Hierbei muss dann überprüft werden, ob hierfür andere Vermögensanlagen aufzulösen sind z. B. Lebensversicherungs-, Bauspar- oder Sparverträge. Das geht meist nur mit Verlust. Außerdem muss genau überprüft werden, ob nicht eine sichere und solide Anlage gegen eine riskante Anlage getauscht wird.
Besonders riskant ist die Finanzierung der einmaligen Beteiligung über ein Darlehen. Oft werden solche Kredite vom Finanzberater unter dem Motto "Geld verdienen ohne eigenen Kapitaleinsatz" im Paket mit der Anlage angeboten. Geht die Beteiligung schief, weil das Unternehmen mit Verlust arbeitet oder sogar insolvent wird, besteht die Gefahr, dass man gegenüber der Bank dennoch zur Zahlung verpflichtet bleibt.
Das Sparen von SteuernVerkauft werden viele Produkte des Grauen Kapitalmarkts als Steuersparmodell. In größerem Umfang sparen kann hier jedoch nur, wer viel verdient und deshalb auch hohe Abzüge hat. Bei vielen Anlegern im Grauen Kapitalmarkt ist das aber nicht der Fall. Selbst wenn sich die Anlage rein steuerlich lohnen sollte, ist zu prüfen, ob das auch auf längere Sicht so bleibt. Familiäre Entwicklungen oder berufliche Veränderungen können die steuerliche Situation schnell verändern.
Die BindungHäufig binden sich Anleger bei Produkten des Grauen Kapitalmarktes auf Jahrzehnte. Wer früher kündigen will, ist auf die Kulanz der Gesellschaft angewiesen und kommt nur mit erheblichen Abstandszahlungen aus den Verträgen heraus. Wenn der Vermittler behauptet, dass ein Ausstieg schon nach kurzer Zeit problemlos und ohne Verlust wieder möglich sei, stimmt das fast nie.
Die angebliche Rendite Je höher die versprochene Rendite, desto misstrauischer sollten Anleger werden. Werden mehr als jährlich 5 Prozent auf Dauer und ohne Risiko avisiert, sind ernste Zweifel angebracht. Bei Werbeunterlagen, die hohe Erträge versprechen, bringt meist ein genauer Blick die Wahrheit an den Tag: Ein Sternchen bei der fett gedruckten Renditezahl und ein klein gedruckter Hinweis zeigen, dass gar nichts garantiert und die Werberendite nur eine unverbindliche Prognose ist.
Roland Börck